Mit einem eindringlichen Appell zu mehr Gemeinsinn hat Landrat Kai Seefried am Reformationstag in der St. Wilhadi-Kirche in Stade die Bürgerkanzel bestiegen. Auf Einladung von Superintendent Dr. Marc Wischnowsky hielt der Landrat die Predigt und schlug dabei eine Brücke zwischen biblischer Zusage, gesellschaftlicher Verantwortung und den Herausforderungen der Gegenwart. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Stadtkantorei unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Hauke Ramm.
„Ich freue mich, dass wir auf diese Weise die Idee der Bürgerkanzel in Stade wieder aufleben lassen“, sagte Superintendent Dr. Marc Wischnowsky, der den Gottesdienst leitete. „Die Reformation war nicht nur eine innerkirchliche, sondern auch eine gesellschaftliche Erneuerungsbewegung. Da passt es gut, die Perspektive eines erfahrenen Politikers zu hören.“
„Was ist wichtiger als Frieden?“, fragte der Landrat mehrfach in seiner Predigt und erinnerte an die ukrainischen Kinder, die Anfang Oktober im Landkreis Stade eine Auszeit vom Krieg in ihrer Heimat fanden. Ihre Geschichten hätten ihn tief bewegt, ebenso wie die Solidarität vieler Menschen, des Kirchenkreises und zahlreicher Vereine, die diesen Aufenthalt ermöglichten.
Zugleich warnte er vor Spaltung und Verrohung in der Gesellschaft und Hass in sozialen Netzwerken. Sinkendes Vertrauen in Politik und Medien sowie Gleichgültigkeit gegenüber demokratischen Werten seien alarmierend. „Wir müssen erneuern, verbessern und uns selbst hinterfragen“, sagte Seefried ganz im Sinne der Reformation. Sein Appell: Menschen sollten „Influencer für Zusammenhalt“ werden und sich für Verständigung, Dialog und gegenseitigen Respekt einsetzen. Der christliche Glaube könne auch heute Mut machen, Verantwortung zu übernehmen, gerade in einer Zeit, die von Krisen und Verunsicherung geprägt ist.
Superintendent Wischnowsky dankte dem Landrat im Anschluss an die Predigt und schloss mit dem Aufruf, Kirchen zu Orten der Verständigung zu machen, an denen Menschen füreinander und für ein respektvolles Miteinander einstehen.