Wie spricht man mit Jugendlichen über Sterben, Tod und Trauer? Gar nicht so einfach, möchte man meinen. Doch genau das hat sich der zehnte Jahrgang der IGS Stade kürzlich getraut. Organisiert von Nora Kurzewitz, Schulpastorin im Kirchenkreis Stade, und in enger Zusammenarbeit mit den Religionslehrkräften fand ein Projekttag statt, der sich einem Thema widmete, dem wir alle früher oder später begegnen: dem Abschiednehmen. Ziel war es, Berührungsängste abzubauen und Raum für Fragen, Austausch und Nachdenklichkeit zu schaffen.
In 40-Minuten-Einheiten besuchten Expertinnen und Experten aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen die Klassen und kamen mit den Jugendlichen ins Gespräch. Mit dabei waren Pastor Dr. Christian Kurzewitz von der Johannisgemeinde, die Palliativmedizinerin Dr. Anika Neumann, Krankenhausseelsorgerin Pastorin Heike Kehlenbeck, die Sterbe- und Trauerbegleiterin Kerstin Brügge sowie Bestatter Thomas Stelzer von Queren & Sohn. Sie erzählten von ihrer Arbeit, berichteten von Erfahrungen mit Sterbenden und Trauernden und beantworteten offen und ehrlich die Fragen der Schüler*innen.
Viele Jugendliche waren überrascht, wie viel sie zum Thema beitragen konnten und wie sehr sie die Gespräche zum Teil bewegten. Einige hatten bereits eigene Erfahrungen mit Krankheit oder dem Tod eines Angehörigen gemacht, für andere war es das erste Mal, dass sie sich so intensiv mit dem Thema auseinandersetzten.
Besonders eindrücklich war der Besuch des Bestatters, der mit einem Leichenwagen auf den Schulhof kam. Die Jugendlichen konnten das Fahrzeug besichtigen, Fragen stellen und sich ein Bild davon machen, was im Alltag oft verborgen bleibt.
Einblicke in Sterbebegleitung und Seelsorge
Pastorin Heike Kehlenbeck berichtete aus ihrer seelsorglichen Arbeit im Krankenhaus, erzählte von Abschiedsritualen und dem „Raum der Stille“ im Elbe Klinikum.
Dr. Anika Neumann, leitende Ärztin für Palliativmedizin, erklärte, dass es in der Palliativmedizin nicht nur ums Sterben geht, sondern vor allem um Lebensqualität. Besonders bewegend war ihre Schilderung einer Hochzeit im Hospiz. Viele der Jugendlichen stellten interessierte und tiefgehende Fragen zu Krankheitsverläufen, Palliativpflege, aber auch zu Themen wie Suizid oder Sterbehilfe.
Pastor Dr. Christian Kurzewitz brachte seinen Talar mit in die Klasse und sprach über die Gestaltung von Trauerfeiern. Er betonte, dass nicht nur positive Seiten eines Lebens in der Feier Platz haben, sondern alles, was einen Menschen ausmacht. Die Schüler*innen teilten eigene Erfahrungen und berichteten von kulturellen Unterschieden beim Umgang mit Tod und Trauerfeiern.
Durchweg positive Resonanz
Auch die Fachleute selbst waren beeindruckt von dem Projekttag. Viele wussten vorher nicht, wie die Jugendlichen auf das Thema reagieren würden. Doch das Interesse, die Offenheit und die vielen klugen Fragen sorgten für durchweg positive Rückmeldungen. „Ich war echt überrascht, wie ernsthaft die Schüler*innen dabei waren“, sagte eine Teilnehmerin.
Der Projekttag hat gezeigt, wie wichtig es ist, junge Menschen ernst zu nehmen, auch wenn es um schwere Themen geht. Die Lehrkräfte der IGS Stade haben mit ihrem Engagement einen Raum geschaffen, in dem sich die Schüler*innen auf respektvolle und persönliche Weise mit dem Thema Tod auseinandersetzen konnten.