Sabine Preuschoff ist neue Kirchen-Chefin im Sprengel Stade

Nachricht Sprengel Stade, 30. November 2025

Neue Regionalbischöfin wünscht sich Kirche an ungewöhnlichen Orten

Sabine Preuschoff (vorne) wurde als neue Regionalbischöfin von Landesbischof Ralf Meister in ihr Amt eingesegnet. Foto: Martin Hutcheson

Seit vier Wochen arbeitet Sabine Preuschoff bereits als Regionalbischöfin des evangelischen Sprengels Stade. Am 1. Advent wurde die 53-jährige Theologin mit dem ansteckenden Lachen vom hannoverschen Landesbischof Ralf Meister in einem festlichen Gottesdienst auch offiziell in ihr neues Amt eingeführt. Sie ist die Nachfolgerin von Hans Christian Brandy, der Ende Juni in den Ruhestand verabschiedet wurde. Damit ist sie auch die erste Frau an der Spitze der Kirche im Elbe-Weser-Dreieck.

Trotz sinkender Mitgliederzahl ist ihr um die Zukunft der Kirche nicht bange. Preuschoff ist überzeugt davon, dass die Menschen eine Sehnsucht nach Orientierung und Sinn im Leben haben, egal ob sie in der Kirche sind oder nicht. „Als Kirche wollen wir für alle Menschen da sein - darum müssen wir auch dort sein, wo die Menschen sind.“ Das könne am besten gemeinsam gelingen, mit den anderen Akteuren vor Ort, etwa mit Vereinen, Schulen, der Freiwilligen Feuerwehr oder politischen Institutionen.

In der Stader St. Wilhadi-Kirche wurde Sabine Preuschoff (3.v.l.) am 1. Advent von Landesbischof Ralf Meister (2.v.l.) in einem Gottesdienst in ihr Amt eingeführt. Foto: Martin Hutcheson

Kirche - damit Menschen aufgerichtet leben können

„Die Frage ist doch: Was können wir als Kirche mit unseren Möglichkeiten und unserer Botschaft dazu beitragen, dass Menschen gut und aufgerichtet frei leben können?“ Das seien nicht nur Frömmigkeit und das Feiern von Gottesdiensten, betont die Theologin. „Das bedeutet auch, Räume zu schaffen oder beizubehalten, um geistliche, spirituelle und gemeinschaftliche Erfahrungen zu machen.“ Sogar im wörtlichen Sinne: „Wir haben Kirchen, in denen in der Woche vielleicht zweimal etwas stattfindet. Vielleicht gibt es andere mit Ideen, was man noch mit diesem Raum machen kann?“

Wichtig ist der künftigen Regionalbischöfin auch ein weiteres Thema: „Wir müssen uns gesellschaftspolitisch engagieren. Unsere Stimme ist und bleibt wichtig in der Gesellschaft, wenn es um Fragen des Menschseins, der Ethik, des Miteinanderlebens geht.“ Wenn gesellschaftliche Entwicklungen in eine Richtung laufen, die die Würde von Menschen infrage stellen, „müssen und werden wir uns zu Wort melden“.

Kirche - wo sie nicht erwartet wird

Außerdem könne die Kirche sich noch mehr öffnen als bisher, sagt die Theologin. An vielen Orten würden bereits beispielhafte Projekte realisiert: „Mein Herz schlägt für die Pop-Up-Church, also dort als Kirche präsent zu sein, wo sie nicht unbedingt erwartet wird.“ Auch mit Aktionen wie der „Taufe to go“, spontanen kirchlichen Hochzeiten nach der standesamtlichen Trauung, Segnungen von Paaren oder Tauffesten mit vielen Menschen hätten Gemeinden schon gute Erfahrungen gemacht.

Sie selbst habe schon einmal mit einem Kollegen zusammen im Talar im Supermarkt hinter der Kasse Menschen einen Segen zugesprochen, erinnert sich Preuschoff und lacht. „Manche haben irritiert geschaut und gefragt, ob sie dafür etwas zahlen müssen.“ Das seien berührende Begegnungen gewesen. „Es bleibt ja nicht allein beim Segen. Wir sind darüber ins Gespräch gekommen, was Gott geben kann und will.“

Leidenschaft fürs Singen und Spiritualität

Als neue Chefin im Sprengel Stade wolle sie Orientierung geben, unterstützen, und Impulse vermitteln, sagt Preuschoff. Ihr Wirkungskreis umfasst 182 Kirchengemeinden mit rund 400.000 Mitgliedern in der Region zwischen Cuxhaven, Verden, Bremerhaven und Buxtehude. Und sie weiß, dass angesichts schwindender Ressourcen auch schwere Entscheidungen gefällt werden müssen. „Für kleine Kirchengemeinden, die weiterhin versuchen, alle kirchlichen Aufgaben abzudecken, werden die Kräfte nicht mehr reichen, weil wir das Personal nicht mehr haben.“

Die neue Regionalbischöfin beschreibt sich selbst als „spirituellen Menschen“. Besonders wichtig ist ihr dabei das Singen im Chor und in der Gemeinde. „Singen ist für mich Leidenschaft und Lebenselixier.“ Singen habe viel mit dem zu tun, wie man sonst miteinander umgeht. „Ich bringe meine Stimme ein und muss auch auf die anderen hören, damit es zusammen klingt. Erst dann entfaltet sich der Reichtum und die Fülle der Musik.“ Preuschoff hat 18 Jahre lang im Bachchor Hannover gesungen und will sich wieder einen neuen Chor suchen: „Das ist ganz klar, ich muss wieder singen.“

Von Jörg Nielsen (epd)