Kirche - damit Menschen aufgerichtet leben können
„Die Frage ist doch: Was können wir als Kirche mit unseren Möglichkeiten und unserer Botschaft dazu beitragen, dass Menschen gut und aufgerichtet frei leben können?“ Das seien nicht nur Frömmigkeit und das Feiern von Gottesdiensten, betont die Theologin. „Das bedeutet auch, Räume zu schaffen oder beizubehalten, um geistliche, spirituelle und gemeinschaftliche Erfahrungen zu machen.“ Sogar im wörtlichen Sinne: „Wir haben Kirchen, in denen in der Woche vielleicht zweimal etwas stattfindet. Vielleicht gibt es andere mit Ideen, was man noch mit diesem Raum machen kann?“
Wichtig ist der künftigen Regionalbischöfin auch ein weiteres Thema: „Wir müssen uns gesellschaftspolitisch engagieren. Unsere Stimme ist und bleibt wichtig in der Gesellschaft, wenn es um Fragen des Menschseins, der Ethik, des Miteinanderlebens geht.“ Wenn gesellschaftliche Entwicklungen in eine Richtung laufen, die die Würde von Menschen infrage stellen, „müssen und werden wir uns zu Wort melden“.
Kirche - wo sie nicht erwartet wird
Außerdem könne die Kirche sich noch mehr öffnen als bisher, sagt die Theologin. An vielen Orten würden bereits beispielhafte Projekte realisiert: „Mein Herz schlägt für die Pop-Up-Church, also dort als Kirche präsent zu sein, wo sie nicht unbedingt erwartet wird.“ Auch mit Aktionen wie der „Taufe to go“, spontanen kirchlichen Hochzeiten nach der standesamtlichen Trauung, Segnungen von Paaren oder Tauffesten mit vielen Menschen hätten Gemeinden schon gute Erfahrungen gemacht.
Sie selbst habe schon einmal mit einem Kollegen zusammen im Talar im Supermarkt hinter der Kasse Menschen einen Segen zugesprochen, erinnert sich Preuschoff und lacht. „Manche haben irritiert geschaut und gefragt, ob sie dafür etwas zahlen müssen.“ Das seien berührende Begegnungen gewesen. „Es bleibt ja nicht allein beim Segen. Wir sind darüber ins Gespräch gekommen, was Gott geben kann und will.“
Leidenschaft fürs Singen und Spiritualität
Als neue Chefin im Sprengel Stade wolle sie Orientierung geben, unterstützen, und Impulse vermitteln, sagt Preuschoff. Ihr Wirkungskreis umfasst 182 Kirchengemeinden mit rund 400.000 Mitgliedern in der Region zwischen Cuxhaven, Verden, Bremerhaven und Buxtehude. Und sie weiß, dass angesichts schwindender Ressourcen auch schwere Entscheidungen gefällt werden müssen. „Für kleine Kirchengemeinden, die weiterhin versuchen, alle kirchlichen Aufgaben abzudecken, werden die Kräfte nicht mehr reichen, weil wir das Personal nicht mehr haben.“
Die neue Regionalbischöfin beschreibt sich selbst als „spirituellen Menschen“. Besonders wichtig ist ihr dabei das Singen im Chor und in der Gemeinde. „Singen ist für mich Leidenschaft und Lebenselixier.“ Singen habe viel mit dem zu tun, wie man sonst miteinander umgeht. „Ich bringe meine Stimme ein und muss auch auf die anderen hören, damit es zusammen klingt. Erst dann entfaltet sich der Reichtum und die Fülle der Musik.“ Preuschoff hat 18 Jahre lang im Bachchor Hannover gesungen und will sich wieder einen neuen Chor suchen: „Das ist ganz klar, ich muss wieder singen.“
Von Jörg Nielsen (epd)